sorgfaltspflichten unternehmenshaftung

Die Eu­ro­päi­sche Union muss Un­ter­neh­men in allen EU-Län­dern dazu ver­pflich­ten, Men­schen­rech­te und Umwelt in ihren Lie­fer­ket­ten zu schüt­zen. Das fordert die „In­itia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz“, ein breites zi­vil­ge­sell­schaft­li­ches Bündnis aus mehr als 130 Or­ga­ni­sa­tio­nen an­läss­lich des neunten Jah­res­ta­ges der Ra­na-Pla­za-Ka­ta­stro­phe. Bei dem Ein­sturz einer Tex­til­fa­brik in Ban­gla­desch starben am 24.04.2013 mehr als tausend Men­schen.

Die In­itia­ti­ve kri­ti­siert, dass das im ver­gan­ge­nen Jahr ver­ab­schie­de­te deut­sche Lie­fer­ket­ten­ge­setz nicht aus­rei­che, um der­ar­ti­ge Vor­fäl­le in Zukunft wirksam zu ver­hin­dern. Unter dem Motto „Yes EU Can“ startet das Bündnis daher eine neue Kam­pa­gne. In einer ge­mein­sa­men Petition rufen die Ver­bän­de Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz auf, sich für ein wirk­sa­mes EU-Lie­fer­ket­ten­ge­setz ein­zu­set­zen.

„Die EU kann Großes bewegen und zu einer ge­rech­te­ren glo­ba­len Wirt­schaft bei­tra­gen – mit einem starken EU-Lie­fer­ket­ten­ge­setz, das die Lücken des deut­schen Ge­set­zes schließt. Doch das geht nur mit Rü­cken­wind aus Deutsch­land! Die Ampel hat sich im Ko­ali­ti­ons­ver­trag zu einem wirk­sa­men EU-Lie­fer­ket­ten­ge­setz bekannt. Wir er­war­ten vom Bun­des­kanz­ler, dass er das Vor­ha­ben zur Chef­sa­che macht und gerade in Kri­sen­zei­ten für Umwelt und Men­schen­rech­te ein­steht“, kom­men­tiert Jo­han­nes Heeg, Spre­cher der In­itia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz.

„Gerade am Anfang der Lie­fer­ket­ten werden Kinder und Er­wach­se­ne aus­ge­beu­tet – zum Bei­spiel bei der Ge­win­nung von Roh­stof­fen: In Indien und Ma­da­gas­kar schür­fen 32.000 Kinder das Mineral Mica, das dann in Autos, Elek­tro­nik und Kos­me­tik landet. Deshalb muss ein EU-Lie­fer­ket­ten­ge­setz un­be­dingt die gesamte Wert­schöp­fungs­ket­te er­fas­sen, ohne Ab­stu­fun­gen und Schlupf­lö­cher“, fordert Barbara Küppers von terre des hommes.

„An­ge­sichts der Kli­ma­kri­se müssen alle Be­rei­che un­ter­neh­me­ri­schen Han­delns auf den Prüf­stand. Ein EU-Lie­fer­ket­ten­ge­setz ist nur dann zeit­ge­mäß, wenn es starke umwelt- und kli­ma­be­zo­ge­ne Sorg­falts­pflich­ten enthält. Zer­stö­re­ri­sche Me­ga­pro­jek­te wie die Pläne des fran­zö­si­schen Öl­mul­tis Total zur Öl­för­de­rung in Uganda wären dann nicht mehr möglich“, er­läu­tert Ceren Yildiz vom Bund für Umwelt und Na­tur­schutz Deutsch­land (BUND).

„In den neun Jahren seit dem Ein­sturz der Tex­til­fa­brik Rana Plaza hat sich zu wenig getan. So kommen bei der Pro­duk­ti­on von Leder oder Schuhen wei­ter­hin Men­schen zu Schaden: Erst im Februar gab es wieder Brände in Schuh­fa­bri­ken in der Türkei und Ban­gla­desch. Die Be­trof­fe­nen und deren Hin­ter­blie­be­nen müssen vor Gericht die Chance haben, er­folg­reich Ent­schä­di­gun­gen ein­kla­gen zu können“ betont Berndt Hinz­mann vom IN­KO­TA-netz­werk.

Die EU-Kom­mis­si­on hatte im Februar einen Entwurf für ein EU-Lie­fer­ket­ten­ge­setz vor­ge­legt, der zwar über das deut­sche Gesetz hin­aus­geht, aber dennoch viele Schlupf­lö­cher ent­hielt, wie zahl­rei­che zi­vil­ge­sell­schaft­li­che Or­ga­ni­sa­tio­nen aus Deutsch­land und Europa kri­ti­sier­ten. Im wei­te­ren Prozess müssen sich nun der Eu­ro­päi­sche Rat und das Eu­ro­pa­par­la­ment zu dem Entwurf po­si­tio­nie­ren.

terre des hommes Deutsch­land, der BUND und das IN­KO­TA-netz­werk gehören zu den mehr 130 Men­schen­rechts-, Ent­wick­lungs- und Um­welt­or­ga­ni­sa­tio­nen, Ge­werk­schaf­ten und kirch­li­chen Ak­teu­ren, die sich zur In­itia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz zu­sam­men­ge­schlos­sen haben.

Wei­ter­füh­ren­de In­for­ma­tio­nen:

Kontakt:

  • In­itia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz: Jo­han­nes Heeg, Spre­cher, Tel.: 0151-10611346, E-Mail: presse@lieferkettengesetz.de
  • terre des hommes Deutsch­land: Barbara Küppers, Tel.: 0171 5724361, E-Mail: b.kueppers@tdh.de
  • BUND: Sigrid Wolff, Pres­se­spre­che­rin, Tel.: 030-27586497, E-Mail: Sigrid.Wolff@bund.net
  • IN­KO­TA-netz­werk: Berndt Hinz­mann, Re­fe­rent Wirt­schaft und Men­schen­rech­te, Lie­fer­ket­te Tex­ti­li­en und Leder, Tel.: 0160 94 69 87 70, E-Mail: hinzmann@inkota.de

Die In­itia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz wird ge­tra­gen von:
Amnesty In­ter­na­tio­nal Deutsch­land, Ar­beits­ge­mein­schaft der Eine Welt-Lan­des­netz­wer­ke in Deutsch­land e.V. (agl), Brot für die Welt, Bund für Umwelt und Na­tur­schutz Deutsch­land e.V. (BUND), Christ­li­che In­itia­ti­ve Romero e.V. (CIR), Co­rA-Netz­werk für Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tung, Deut­scher Ge­werk­schafts­bund (DGB), Eu­ro­pean Center for Con­sti­tu­tio­nal and Human Rights (ECCHR), FEMNET e.V., Forum Fairer Handel e.V., Ger­man­watch e.V., Green­peace e.V., IN­KO­TA-netz­werk e.V., Bi­schöf­li­ches Hilfs­werk MI­SE­RE­OR e. V., Oxfam Deutsch­land e.V., SÜDWIND e.V., ver.​di – Ver­ein­te Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft, WEED – Welt­wirt­schaft, Öko­lo­gie & Ent­wick­lung e.V., Welt­la­den-Dach­ver­band e.V., Werk­statt Öko­no­mie e.V.

Weitere 115 Or­ga­ni­sa­tio­nen un­ter­stüt­zen die In­itia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz.