Ma­rie-Lui­se Lämmle von FEMNET ging anhand der Er­geb­nis­se einer Be­fra­gung der Frage nach, in­wie­weit die Ver­ga­be­stel­len der Bun­des­re­gie­rung die Spiel­räu­me nutzen und bereits sozial ver­ant­wort­lich be­schaf­fen. Das Co­rA-Netz­werk für Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tung hatte die Be­fra­gung im März und April 2018 durch­ge­führt. Ein Fra­ge­bo­gen mit neun Fragen war an die vier Zen­tra­len Be­schaf­fungs­stel­len ver­schickt worden:

  • das Be­schaf­fungs­amt des Bundes (BeschA), das dem Bun­des­mi­nis­te­ri­um des Inneren un­ter­steht
  • das Bun­des­amt für Aus­rüs­tung, In­for­ma­ti­ons­tech­nik und Nutzung der Bun­des­wehr (BAAINBw), das dem Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung un­ter­steht
  • die Bun­des­an­stalt für Ma­te­ri­al­for­schung und -prü­fung (BAM), das dem Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Energie un­ter­steht
  • die Ge­ne­ral­zoll­di­rek­ti­on (GZD), die dem Ge­schäfts­be­reich des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Fi­nan­zen un­ter­steht.

Zu­sätz­lich wurde die Bw Be­klei­dungs­ma­nage­ment GmbH befragt, die eine hun­dert­pro­zen­ti­ge In­hou­se­ge­sell­schaft des Bundes ist. Die Bw Be­klei­dungs­ma­nage­ment be­schafft die per­sön­li­che Aus­rüs­tung für die ca. 200.000 Soldat*innen der Bun­des­wehr und die Mit­ar­bei­ter*innen des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Ver­tei­di­gung.

Von den fünf be­frag­ten Stellen hatten nur drei den Fra­ge­bo­gen be­ant­wor­tet: BeschA, BAAINBW und BAM. Auf te­le­fo­ni­sche Nach­fra­ge hin hatten die Ge­ne­ral­zoll­di­rek­ti­on und die Bw Be­klei­dungs­ma­nage­ment eine Teil­nah­me an der Be­fra­gung ab­ge­lehnt.

Die Er­geb­nis­se der Be­fra­gung lassen sich fol­gen­der­ma­ßen zu­sam­men­fas­sen und be­wer­ten:

  • Das En­ga­ge­ment für die sozial ver­ant­wort­li­che Be­schaf­fung ist un­ter­schied­lich stark aus­ge­prägt.
  • Das BeschA in­te­griert soziale Kri­te­ri­en am weit­rei­chends­ten und ist trans­pa­ren­ter als andere Zen­tra­le Be­schaf­fungs­stel­len.
  • Vor allem die Ge­ne­ral­zoll­di­rek­ti­on und die Bw Be­klei­dungs­ma­nage­ment legen eine man­geln­de Trans­pa­renz an den Tag.
  • Die drei Ver­ga­be­stel­len geben an, dass durch die Ver­ga­be­rechts­re­form die ge­leb­ten Spiel­räu­me für die sozial ver­ant­wort­li­che Be­schaf­fung nicht ver­grö­ßert wurden.
  • Als Nach­weis­for­men ak­zep­tie­ren die Stellen immer auch Ei­gen­er­klä­run­gen (in etwas ein­ge­schränk­ter Form bei der Bie­ter­er­klä­rung, die von der Kom­pe­tenz­stel­le für Nach­hal­ti­ge Be­schaf­fung und dem BITKOM er­ar­bei­tet wurde, und bei der Er­klä­rung zu den ILO-Ker­nar­beits­nor­men für die Tex­til­be­schaf­fung des BeschA). Einige Ver­ga­be­stel­len geben le­dig­lich Ver­hal­tens­ko­di­zes vor, auf welche die Bieter ver­pflich­tet werden.
  • Die Be­rück­sich­ti­gung so­zia­ler Kri­te­ri­en ist man­gel­haft in ihrer Glaub­wür­dig­keit und Ef­fek­ti­vi­tät, da Ei­gen­er­klä­run­gen gleich be­wer­tet und somit keine Anreize für eine externe Ve­ri­fi­zie­rung der Kri­te­ri­en gegeben werden.